Maiko Date
“between islands”: Video-Tanz-Performance, ca. 60 min, 2013, Aufführung im Saravah Tokyo, Japan (Foto: Hiroyasu Daido)
Maiko Date
“between islands”: Video-Tanz-Performance, ca. 60 min, 2013, Aufführung im Saravah Tokyo, Japan (Foto: Hiroyasu Daido)
Christine Biehler
"shining void"
Christine Biehler
"shining void" - Ansicht von unten
Yvon Chabrowski
Aus der 4-teiligen Serie SEA PIECES I-IV, Bild 2
Rebecca Trescher
Gemeinsames Konzert von Rebecca Trescher (Klarinette) und Evgeny Brodsky (Gesang, Gitarre) zum Tag der offenen Tür im April 2016 (Foto: © Künstlerhaus Lukas)
Rebecca Trescher
Notenblatt aus Malachit für 11-köpfiges Kammerensemble
Esra Oezen
ohne Titel (Äußerungen II)
Joana Vogdt
Kurzfilm NACHTBESUCH

Joana Vogdt studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg und der Filmhochschule La Femis in Paris Produktion, dort absolvierte sie 2005 das Ateliers Ludwigsburg Paris. Nach ihrem Studium ging sie mit einem Stipendium für ein Jahr nach New York. Dort war sie für Engel Entertainment an unterschiedlichen Dokumentarfilmen beteiligt, darunter A WALKT TO BEAUTIFUL, der mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Zurück in Berlin arbeitete sie als Regieassistentin u. a. bei Wim Wenders und betreute als Produktionsassistentin bei Pallas Film und Twenty Twenty Vision Filmproduktion über ein Dutzend Kinofilme. Es folgten freie Tätigkeiten als Producerin und Dramaturgin, unter anderem für den Kinodokumentarfilm DRAGAN WENDE – WEST BERLIN, der 2013 mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde. Seit 2010 arbeitet Joana Vogdt vorrangig als Autorin und Regisseurin an dokumentarischen Filmen und Formate für ARTE, ZDF und SWR als auch für Museen und kulturelle Institutionen. FLIEßENDE GRENZE (gefördert durch BKM und Filmwerkstatt Kiel) und NACHTBESUCH (gefördert durch Filmbüro Bremen und Nordmedia) sind ihre erste fiktionalen Projekte als Regisseurin und Autorin. 2017/18 ist sie Stipendiatin der DrehbuchWerkstatt der HFF München. (© CV: Joana Vogdt)

 

Zum geförderten Projekt:

Eine junge Frau mit Backpacker-Rucksack, verschmiertem Make-up und Tränen in den Augen, steht am frühen Morgen zitternd vor einem Haus in Bremen. Was ist passiert? Der Film "Nachtbesuch" schildert die Ereignisse der vorangegangenen Nacht und beleuchtet eine Grauzone von Vergewaltigung. Autorin Joana Vogdt schreibt in ihrem Autoren-Statement:

"Mit dem Film NACHTBESUCH möchte ich einen Dialog darüber anregen, wie sich Vergewaltigung definiert. Unabhängig von den Grauzonen, die es in diesem Bereich gibt, soll der Film sensibilisieren, welche Auswirkungen “nicht einvernehmlicher Sex” auf die Psyche der betroffenen Person hat. Das Drehbuch stützt sich auf persönliche Gespräche mit unterschiedlichen Frauen, sowie auf eigene Erfahrungen. Laut einer Studie des Bundesministeriums wird jede siebte Frau in Deutschland innerhalb ihres Lebens einmal vergewaltigt oder sexuell genötigt. Die Dunkelziffer, der nicht gemeldeten Übergriffe, ist dabei nicht miteinbezogen. Der Großteil der Übergriffe passiert nicht, wie häufig angenommen, als Überfall von Fremden auf der Straße, sondern in 77 % der Fälle von Partnern, Freunden oder Bekannten. NACHTBESUCH folgt Lena, die ihren Anschlussflug nach Mexiko verpasst hat und in Bremen bei ihrem Exfreund unterkommt. Es ist keine abgelegenen Straßen in Südamerika, sondern die WG eines vertrauten Menschen, in der der Übergriff stattfindet. In der Nacht, von der mein Film erzählt, wird Martin, der WG-Mitbewohner von Lenas Exfreund zum Täter. Dabei will der Film die Rolle von Martin nicht als Täter stigmatisieren. Sein Charakter entspricht weder dem Bild eines typischen Schürzenjägers, noch dem eines rücksichts- und empathielosem Menschen. Bei Unterhaltungen über das Drehbuch mit Freunden gab es welche, die Martins Handlungen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen konnten und diese als ein “Missverständnis” rechtfertigten. Gleichzeitig erklärten sie, dass “nicht einvernehmlicher Sex” in keinem Fall vertretbar sei. Gerade in der Positionierung zu dem Thema gibt es Widersprüche und Graubereiche. Eine Studie, die 2016 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde, besagt, mindestens einer von zehn Befragten in der EU meint, dass Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung unter bestimmten Umständen nicht als Übergriff bewertet werden sollte. Als rechtfertigende Umstände nannten die Befragten: wenn die betroffene Person betrunken ist oder Drogen genommen hat, freiwillig mit jemandem nach Hause mitgeht, freizügige, provozierende oder sexy Kleidung trägt oder nicht deutlich nein sagt oder sich körperlich nicht deutlich wehrt.
Gerade deswegen halte ich es für äußerst wichtig, über das Thema ein Gespräch sowohl bei Frauen als auch Männern anzuregen, um die Wahrnehmung von Grenzen zu schärfen. In den wenigsten Fällen werden sexuelle Übergriffe angezeigt oder von den betroffenen Frauen selbst thematisiert. Gründe dafür sind Scham, Angst davor, übertrieben zu reagieren oder unnötig Ärger zu machen und Ratlosigkeit über die Eindeutigkeit der Umstände. Was den Ausgang von NACHTBESUCH angeht habe ich lange überlegt, ob die Protagonistin Lena, wie die meisten Betroffenen ihren Weg, ohne etwas zu sagen, fortsetzt oder ob sie den sexuellen Übergriff thematisiert. Ich habe mich für ein offenes Ende entschieden, das allerdings darauf hinweist, dass die Protagonistin sich für den zweiten Weg entscheiden wird. Im Gegensatz zu Frauen in vielen andere Ländern dieser Welt hat Lena Rechte und eine Stimme, die sie erheben kann – auch wenn es viel Mut und Überwindung bedeutet."

NACHTBESUCH soll 2018 auf nationalen und internationalen Festivals, insbesondere der BERLINALE und dem FILMFESTIVAL MAX-OPHÜLS-PREIS gezeigt werden. Des Weiteren hat INTERFILM die Absicht, den Film weltweit zu vertreiben und zu verleihen, sowie als Unterrichtsmaterial im Schulbereich zur Verfügung zu stellen.

 

www.joanavogdt.de